Sonntag, 30. August 2009

Hüter meiner Seele

"ist hier jemand? .... Hallo?? ... bin ich allein??"


Die Worte, die die Leere um mich herum zurück wirft erschrecken mich, ich zucke zusammen und fröstele. Ich schlinge Arme um mich herum und spüre wie kalt meine Haut sich anfühlt. Doch das ist nicht zu vergleichen wie es sich in mir anfühlt.

Ich halte meine Augen weit offen, versuche mich an die Dunkelheit zu gewöhnen und sehe doch nichts. Kein Licht, kein Schimmern, kein Schein. Ich bin meinem Innersten allein.

Ich tapste ein paar unbeholfene Schritte nach vorn. Die Hände halte ich schützend nach vorne, falls sich eine Wand auftut. Ein plötzliches Klirren lässt mich zusammenzucken, fast stolpere ich wieder einen Schritt zurück. Meine nackten Füße sind gegen etwas gestoßen. Ich beuge mich hinunter und taste danach.

Unter einem Schluchzen erzittert mein ganzer Körper, es ist meiner... ich fühle scharfe Kannten, die mal etwas sehr geschmeidiges waren, nein, nicht waren... aber es sollte zu etwas wunderschönem werden. Etwas perfektem. 

Ich sehe nichts und kann es kaum ertasten mit den Fingern, die über es drüber gleiten, aber ich weiß was es ist. Da liegt sie vor mir. Meine Seele. Komplett, und doch nicht fertig. Ich weiß, wenn ich sie jetzt versuche selbst zusammen zu setzen, werde ich mir weh tun, die scharfen Kanten werden sich in mein Fleisch schneiden und im Endeffekt, würde ich das Gebilde nur besudeln und nach kurzer Zeit aufgeben ohne geringsten Erfolg gehabt zu haben.

Ich erhebe mich wieder. Ich weiß, er muss hier irgendwo sein. "Wo ist er?" Ich gehe ein paar Schritte und merke dass mein Weg mit kristallenen Teilen meiner Seele gepflastert ist. Die muss er verloren haben. "Ist er geflüchtet? Wenn ja... wieso?"

Mein Herz beginn schneller zu schlagen. Meine Schritte beschleunigen sich. Ich höre das Blut in meinem Kopf rauschen und mache mich auf dem Weg zu ihm. Die Kristalle unter meinen baren Füßen verletzten mich, nur leicht, ich ignoriere sie, das muss warten.


"Könnt ihr mal bitte alle still sein jetzt?! Ja ihr alle, die mir sagen wollt wohin ich gehen muss!! Danke ich weiß selbst, wohin mich die Fragmente meiner selbst hinführen! Niemand von euch, von all den Stimmen neben meiner eigenen, kann mich davon abbringen. Keine!!!"


Gerade als ich eine mich nach einer weiteren Stimme umdrehen will um sie zur Rede zu stellen wieso sie mich nicht in Ruhe lässt, sehe ich ein winziges Licht erglimmen. Es ist eine kleine Leuchte, gereicht von einer helfenden Hand. Keine Stimme, die mich in die Irre führen will, sondern reine Hilfe. Ich bedanke mich leise und kurz, nehme die Leuchte in meine Hand und ziehe weiter. Das Licht wird stärker, genährt von Zuversicht und Hoffnung.

Der Atem brennt mir in den Lungen, er sticht wie 1000 heiße Nadeln, bei jedem Atemzug brennen sie sich hinein. Doch ich brauche Luft und ich muss auch weiter  gehen. Es wird schon wieder gehen. Gleich. Gleich. Bald.

Der kegelartige Schein der Leute streift einen Körper, ich erstarre. Herrgott, was ist das denn so laut hier?! Bis ich merke, das es nur das Pochen meines Herzens ist, was alles andere überlagert.

Ich lasse mich auf die Knie sinken. Ist er das? Kann er das sein? Er sieht so anders aus. Ich hatte ihn anders in Erinnerung. Ich lege meine Hand leicht auf seine Schulter, er sitzt erschöpft auf dem Boden, die Beide angewinkelt. Er reagiert nicht.

"Bist du... bist du es?" Er hebt seinen Kopf, sein Blick ist matt, ich erschaudere. "Oh nein... nein... was ist mit dir?" raune ich leise. Als ich die Leuchte abstellen will erhascht ein kleines Glitzern meine Aufmerksamkeit. Die Hände um die angewinkelten Beine geschlungen hält er etwas fest. Da ist es. Es ist es. Er, ist es. Ich will ihm das Stück meiner Seele aus der Hand nehmen, doch er lässt es nicht los.

"Behalte es" sage ich "behalte es, aber wisse, dass du sie nicht fertig bauen musst. Nicht jetzt. Nicht so."

Ich setze mich schräg hinter ihm, lege meine Beine zu seinen Seite auf den kühlen Boden und ziehe ihn zu mir. Er ist stocksteif. Ein kleiner Stich fährt mir durch das Herz. Ich wage nicht es noch einmal zu versuchen ihn zu mir zu ziehen und warte. Nach einer kleinen Ewigkeit lehnt er sich von alleine an mir, seinen Kopf auf meine Schulter. ich schließe meine Augen und könnte zerspringen vor Glück, eine Träne rinnt mir über meine Wange. Ich atme tief ein und aus und fange an uns beide im Takt eines Liedes zu wiegen, dass nur wir beide hören können.

Ich weiß, ich werde in ein paar Stunden am ganzen Körper Schmerzen haben, ich werde steif sein, manche Muskeln werden krampfen wollen, aber was schert mich dass, wenn ich den Hüter meiner Seele in meinen Armen halte?

Und ich weiß, die Laterne wird uns solange Licht spenden, wie uns Hoffnung und Zuversicht nicht verlassen.... meine eigene reicht für uns beide... und wenn sie etwas versiegen sollte, und das Licht leicht erlischt, werde ich dafür weniger sehen, aber mehr spüren, denn sobald ich fühlen kann wie sein Herz wieder schlägt, wie die Kälte aus seinen Gliedern weicht, mich wieder beginnt zu wärmen, wird aus der Laterne eine Nova voller gleißender Helligkeit.... wenn die Zeit kommt, und sie wird kommen....

Zeit,....ach was ist schon Zeit....

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